Vorwort
Vorwort
Willkommen auf meiner Webseite! Es freut mich, dass Sie sich für das Thema "Legasthenie und Aufmerksamkeitsdefizit im Instrumentalunterricht interessieren. Während des Musikstudiums stiess ich im Instrumental- und Musiktheorieunterricht immer wieder auf Probleme, welche meine Lehrpersonen nicht einordnen konnten. Die Tatsache, dass ich gewisse Aufgaben mit Bravour meisterte und an anderen trotz grösstem Einsatz kläglich scheiterte, war auf Legasthenie und ADHS zurückzuführen. Ich suchte nach Fachpersonen und Büchern und stellte fest, dass sich erst wenige mit dieser Thematik befasst hatten.
Eine Davis® Therapie half mir, meinen eigenen Lernprozess, sowie den Lernprozess von Nicht-Betroffenen besser zu verstehen. Stellvertretend für eine Vielzahl von Therapiemethoden mit ähnlichen Ansätzen möchte ich sie hier vorstellen und auf die Bücher von Ronald Davis verweisen. Im Rahmen meiner Masterarbeit setzte ich mich mit Heilpädagogik und Neurowissenschaften auseinander und entwickelte beim Unterrichten das Material ständig weiter. Ein Grossteil meines Materials enthält Bilder aus Bilderbüchern und ist darum urheberrechtlich geschützt. Ich arbeite daran, nach und nach Hefte zu erstellen, die nicht mehr Copyright geschützt sind, damit ich die Webseite erweitern kann. Melden Sie sich hier für den Newsletter an, wenn Sie über Updates informiert werden möchten.
Mit meiner Webseite möchte Sie als Leser:in dazu anregen, Ihr Konzept von erfolgreichem Instrumentalunterricht zu reflektieren und zu erweitern. Erfolg beim Lehren und Lernen bildet die Grundlage für eine langfristige und motivierte Zusammenarbeit mit den Schüler:innen. Musizieren beinhaltet eine Fülle von Tätigkeiten, so dass das Erlernen von Musik über unzählige Wege erfolgen kann. Jede:r Schüler:in bringt seine eigenen Erfahrungen und Begabungen mit. Der Instrumentallehrperson fallen Begabungen wie feinmotorische Geschicklichkeit, Leichtigkeit beim Erlernen der Notenschrift oder ein gutes Ton- oder Melodiegedächtnis sofort auf. Solche Ressourcen bilden eine komfortable Ausgangslage für erfolgreiches Lernen im konventionellen Instrumentalunterricht.
Was tun, wenn die Fortschritte beim Notenlesen, in der Koordination oder beim Erkennen von Intervallen trotz intensiver Arbeit ausbleiben?
Ausbleibender Erfolg führt auf Seiten des Schülers und auch der Lehrperson zu Frustration. Die Lernziele im Instrumentalunterricht sollten daher so definiert sein, dass der Erfolg garantiert ist. Das Erlernen eines Musikinstruments zählt zu den komplexen kognitiven und motorischen Lernprozessen wie auch Lesen, Schreiben oder Rechnen. Im Gegensatz zu den schulischen Fertigkeiten wird das Instrumentalspiel meist im Einzel- oder Kleingruppenunterricht gelehrt. Hier hat die Lehrperson die Möglichkeit, auf die Bedürfnisse der einzelnen Schülerin einzugehen und den Lerninhalt, die Methode und das Tempo der Schülerin anzupassen.
Eine sogenannte Lernstörung wie Legasthenie, Aufmerksamkeitsdefizit, Dyskalkulie oder Dysgraphie kann die Ursache dafür sein, dass ein:e Schüler:in in der Koordination oder in der rhythmischen, visuellen oder auditiven Wahrnehmung Defizite aufweist. Die Benennung solcher entwicklungspsychologischer Defizite ist keine Etikettierung des Kindes und sollte dementsprechend auch nicht problematisiert werden. Sie dient der Lehrperson dazu, geeignete und realistische Lernziele für den Unterricht zu finden und neue Ressourcen der Schüler zu entdecken.
Eine Lernstörung entsteht in der Interaktion des Kindes mit seinem Umfeld. Sie ist eine soziale Konstruktion und beschreibt die Inkompatibilität zwischen normal auftretender biologischer Heterogenität in der Entwicklung und den gesellschaftlich festgelegten Lernzielen und Verhaltensregeln. Es handelt sich also nicht um eine Fehlfunktion, sondern um ein Problem der Adaptation.
Forschungsergebnisse aus dem Bereich der Lernstörungen haben gezeigt, dass ein Defizit beim Erlernen von schulischen Fertigkeiten selten alleine auftritt. Meistens deutet solch ein Defizit auf eine grundlegende Leistungsschwäche in der Informationsverarbeitung hin, welche dazu führt, dass das Kind schulische und auch soziale Probleme hat. Bis heute sind die Ursachen für diese Defizite nicht erklärbar.
Diese Webseite möchte Sie als Lehrperson darin unterstützen, die versteckten Ressourcen und Talenten Ihrer Schüler:innen zu erkennen. Eine Zusammenstellung von neurologischen Befunden, Konzepten, Methoden und praktischen Ideen gibt Impulse für neue, individuelle und unkonventionelle Wege, welche die Bedürfnisse von Kindern mit Lernstörungen besonders berücksichtigen. Es gibt kaum Fachliteratur, welche die Problematik von Lernstörungen im Instrumentalunterricht behandelt. Mit meiner Webseite möchte ich einen Beitrag dazu leisten, dass sich die Lücke zwischen der Heilpädagogik und der Instrumentalpädagogik allmählich schliesst. Für das Erlernen schulischer Fähigkeiten wurden bereits zahlreiche Therapiemethoden entwickelt und Bücher veröffentlicht. Ich habe bestehendes Wissen aus der Heilpädagogik auf die Instrumentalpädagogik übertragen und entsprechend angepasst.
Ich hoffe, meine Webseite trägt dazu bei, dass Kinder mit Lernstörungen vom Musikunterricht möglichst viel profitieren, denn der Musikunterricht kann für ihre Entwicklung von entscheidender Bedeutung sein. Die Webseite soll die Thematik besser bekannt machen und ein Ort seinn, an welchem sich Lehrpersonen und Betroffene über Hintergründe und mögliche Lösungsansätze informieren können.